Inhalt
Entschuldigung vorweg: Rechtschreibung und Grammatik sind ein Graus. Betrachtet das ganze eher wie ein Tagebuch. Wenn ihr mir korrekten senden wollt dann bitte.
Motivation
Nach 4 Jahren nur Events (und nicht zu vergessen COVID-19) wollte ich doch mal wieder schauen ob ich
noch Reisen kann - und ob es mit dem Rennrad/Randonneur überhaupt geht.
Ich habe zunächst über verschiedene extreme Langstrecken Events (jenseits 7 Tage übliche Fahrzeit) nachgedacht.
Das ist aber gar nicht so einfach. Manche sind sehr sehr lang oder fordern sehr viel Tempo.
Gleichzeitig wird vom Veranstalter gefühlt wenig geboten für das Startgeld - kaum mehr als die Route.
Und mann muss ja auch irgendwie zum Startort und vom Zielort wieder nach Hause.
Das Anreise/Abreise Problem hatte ich bereits letztes Jahr als ich am Midnight Sun
Randonnée (MSR) teilgenommen habe. Da ich doch etwas ‘Öko’ bin
wollte ich kein Flugzeug. Flugzeug mit Fahrrad ist außerdem auch aufwendiger mit Verpacken.
Aber auch mit der Bahn ist es nicht leicht, aber da hat man den Koffer wenigstens selbst in der
Hand. Aber die schwedische Bahn ist noch komplizierte und wollte einfach keine Tickets für die
nötigen Nachtzüge verkaufen. Angeblich stand der Fahrplan wegen Wartung noch nicht fest - auch
wenige Woche vorher nicht. Daher war ich dann im letzten Moment doch geflogen. Die Bahn dann
nur auf dem Rückweg mit einen zusätzlichen Stop für einen 600er in Göteborg. Zudem wegen
Familienangelegenheiten noch ein weitere Flug. So das 2022 meine Flugreisen Logbuch mal eben verdoppelt hat.
Daher wollte ich gerne wieder etwas machen das vor der Tür startet und endet. Weil sehr viel
einfacher in der Orga der Anreise und unschlagbar “nachhaltig”.
Das geht aber nicht mit Langstrecken Events die weit entfernt von mir sind. Weil die Strecke ist dort natürlich selbst schon fast der ganze Urlaub. Das führte mich letztlich wieder zum MSR, den diese Idee das Anreise Problem so zu lösen hatte ich 2022 bereits. Nur in Kombination mit anderen geplanten Sachen war es nicht möglich. Außerdem dachte ich mir das die Kombination eine intensive Fahrt (eben den MSR) mit weiteren Reisetagen direkt danach ein guter Test ist ob ich so ein 7-Tage-und mehr Event überhaupt durchhalten kann.
Übrigens nicht verwechseln mit der ebenfalls MSR abgekürzten Mecklenburger Seen Runde. Dieses Namensgleichheit ist natürlich teil des Spaß und hat mir bei der Entscheidung der Teilnahme geholfen - auch weil ich 2022 und 2023 bei jeweils beiden dabei war.
Route
Die gefahrene Strecke bei OSM, inkl. Abweichung von der Idealstrecke für Einkaufen/Übernachten aber bereinigt um ein paar kleinen Schnitzer. Der MSR Teil ist das ganz oben was ein wenig an eine Gitarre erinnert.
Geplant habe ich die Route hauptsächlich mit Brouter-Web in verschiedenen, Teils manuell gebauten, Rennrad-Profilen. Sie versucht Hauptstraßen zu vermeiden ohne dafür auf Gravel auszuweichen. Je einsamer die Gegend um so eher nimmt man auch die Hauptstraße.
Inhaltliche Infos
Nach Umeå: Möglichst direkt aber doch wenig Hauptstraße. Aus Berlin raus hilft der Havelradweg etliche km sehr ruhig zu haben. Neubrandenburg bis Greifswald ist eine ehemalige Bundesstraße die durch die Ostsee autobahn halbwegs erträglich geworden ist. Die Fähre nach Rügen statt des Umwegs über Stralsund lohnt sich wegen der Fährfrequenz nicht. Zudem stellt sie schon früh am Abend den Betrieb ein. Die Fähre von Sassnitz ist sehr schnell; dafür muss man bis Sassnitz etwas mehr fahren als bis Rostock. In Südschweden ist die E4-alt bzw. alternativ Strecke einfach die direkteste Wahl. Weil die neue E4 (Autobahn) parallel verläuft ist sie sehr ruhig. Danach ist es ja eh meist einsam. Wenn man im Norden wieder auf die E4 trifft ist diese zwar noch stark benutzt und als 2+1 ausgelegt aber es gibt genug Optionen um immer wieder links und rechts davon auszuweichen ohne das es gleich Gravel ist.
Der MSR: Natürlich vorgegeben. Abgesehen von der E6 in Norwegen natürlich sehr wenig Verkehr und trotzdem meistens super Asphalt. Halt einsam und große Entfernung - deswegen macht man das ja (und natürlich wegen der Sonne).
Nach Hause: Erstes Stück wieder E4 diesmal direkt auf dieser um etwas zu kürzen. Hier oben geht
das ja noch. Danach queer rüber nach Norwegen - sehr einsamen mit ein paar Stücken Gravel und
einigen Hügeln. In Richtung Oslo dann wieder viele Orte.
Hinter Oslo wird es nochmal kurz ein wenig einsamer aber immer noch besiedelt genug das man ohne
Umweg auf Nebenstraße ausweichen kann. Auf den ersten Blick schwer zu sehen ist das man
tatsächlich soweit von der Küste Fahren muss um nicht an den Fjorden hängen zu bleiben. Diese
reichen auch hier in den weniger Bergigen Region sehr weit ins land hinein und es gibt wenig
Queerungs-Optionen. Eine faszinierende Form hat z.b. der Iddefjord.
Der Rest bis Berlin ist ganz normal Mitteleuropa mit normalen Straßen über kleine Orte.
Meine persönlichen Beweggründe für die gewählte Eckpunkte der Strecke
Nach Umeå: Wegen der lange Pause und Unklarheit wie viele Distanz ich auf mehrere Tage mit dem Rad schaffe habe ich hier auf die kürzeste Strecke gesetzt. Da das schon bei der Reise zum Nordkapp die Motivation der Planung war, ist die Strecke quasi gleich. Sie ändert sich etwas durch die Verwendung der Sassnitz Fähre (paar km mehr) und das es westlich statt östlich am Vätternsee vorbeigeht (km fast gleich). Zu erwarten/erhoffen war eine hohe Geschwindigkeit - den sonst hätte ich den MSR Teil nicht geschafft - daher habe ich direkt mit Verlängerungen oben im Norden geplant was ihr auf der Karte jetzt als diese Ausbuchtung ins Landesinnere sehen könnte. Diese führt dazu das es zu der Rück-Route nur minimale Überschneidung gibt.
Nach Hause: Hier habe ich es so geplant das ich möglichst schnell an einen Punkt komme
von dem ich unkompliziert mich entscheiden kann “jetzt reicht’s”. Schließlich bin ich bisher auch
nicht über 14 Tage unterwegs gewesen. Genauso gut hätte es sein können das ich kaum vorankommen weil
ich total am kaput bin. Daher geht es nach Oslo. Nicht weil ich mir Oslo anschauen will sondern es
von dort die Fähre nach Kiel gibt oder auch Züge. Der 2te Grund ist das ich schonmal in Oslo war
mit Hilfe der besagten Fähre (Betriebsausflug). Damit gehörte Oslo zu einer der wenigen Hauptstädte
die ich schonmal “besucht” habe aber Eben nicht mit Fahrrad (ab der Haustür). Dieser Schnitzer ist jetzt
ausgeglichen. Damit verbleiben (Stand 07/2023) noch 2: Wien und San Marino. Besucht habe ich (chronologisch):
Kopenhagen, Paris, Rom, Luxemburg, Prag, Vaduz, Riga, Talinn, Helsinki, Stockholm und eben Oslo.
Ab Oslo hatte ich mehrere Varianten vorbereitet abhängig von meiner Motivation und
verbleibenden Zeit: Fähre nach Frederikshavn, Fähre von Larvik nach Hirtenhals und eben nach
Helsingborg. In Dänemark wäre nochmal die Option gewesen die Gedser-Rostock Fähre zu nehmen für etwa
150km weniger. Fehmarn habe ich hier eingebaut weil ich dort ebenfalls noch nicht mit Rad
unterwegs war.
Hinreise
Diese Reise besteht offensichtlich aus 3 klar getrennten Phasen entsprechend ist der Bericht.
Trotz eigentlich viel Zeit für die Hinfahrt ist der erste Tag (wie üblich) besonders lang. Weil die
Fähre für den nächsten Morgen bereits gebucht war. Daher auch ganz ungewöhnlich: den Campingplatz
auch bereits lange im Vorfeld reserviert.
Die letzten Tage vorher hab ich an diese Report gedacht und wie man ihn bebildert. Daher im letzten
moment noch diesen Anfangs-Schlenker zum Brandenburger Tor eingebaut. Danach gleich das was man in
Berlin inzwischen erwartet wenn man gerade frisch neue Reifen drauf gezogen hat: Ein gewaltiger
Haufen Glasscherben. Offenbar meinte irgendwer er müsse beweisen warum man diese SUVs braucht: z.b. um Laternen in abstrakte Kunst umzuwandeln.
Und das ganze offenbar kurz bevor ich diese Kreuzung passiert habe d.h. Polizei und Fahrzeug waren noch vor Ort.
Glücklicherweise diesmal nicht (wie beim letzten neuen Reifen) gleich auf
den ersten 50km eine fettes Loch.
Regen ist bei uns im Sommer ja generell seltener geworden und so war auch diese erste Woche gar nix
los. Dafür hab ich den Eindruck das wir mehr Wind haben. So auch gleich der Start mit ordentlich
Gegenwind der sich zur Küste und besonders auf Rügen zu einem kleine Sturm verstärkt. Kein
angenehmer Start insbesondere mit akutem Termindruck. Letztlich aber nicht zu spät am Campingplatz
angekommen.
Dort gleich die nächste Überraschung: Erst mal keiner da und warten. Während des warten kommt eine
Dame mit Motorrad an - und weiter warten - bis die Rezeption endlich besetzt ist. Aber das hat
auch was gutes weil der Betreiber anbietet einen Wohnwagen Stellplatz (er hat natürlich nix nur für Zelte) zu Teilen
für uns beide, also halber Preis. Zum glück ist das was noch frei ist direkt hinter dem Schallschutzwall -
nicht wegen der Straße sondern wegen dem stürmischen Wind auch bitter nötig!
Tag 2: Extra früh los weil der Fährbetreiber schreibt man solle doch 1 Stunde vorher da sein. Aber da ist der Check-in nichtmal offen und boarden (mit dem Fahrrad) darf man letztlich kaum 5 Minuten vor abfahrt … Bin auch nicht der einzige der darauf reinfällt: eine Bikepacking-Gruppe Österreicher hat extra ihr Hotelfrühstück verwirkt dafür. Und außerdem noch 2 Touring-Radler viel los hier aber natürlich trotzdem nur Promille des Caravan-Verkehrs. Drüben in Trelleborg nochmal Unsinn: das Hafengelände wäre doch zu gefährlich und Radfahrer (sowie zu Fuß gehende). Wir sollen mit dem Bus zum Terminal gefahren werden - der kommt natürlich erst nachdem alle Caravans weg sind. Das insgesamt 7 Räder nicht in einen Bus passen letztlich das was man die ganzen 15 Minuten vorher schon hätte tun können …
Dann endlich los. Der leichte Sturm Gegenwind von Gestern kam natürlich von der Ostsee die Quelle
ist immer noch Aktiv. Aber jetzt bin ich nördlich dieses Wirbels daher weht es volle Kanne von der Seite rein. Das erste
Stück aus Trelleborg raus ist dicht befahren und ich bin gleich mal schockiert wie auch hier in
Schweden rücksichtslos überholt wird :/ Das hatte ich irgendwie viel entspannter in
Erinnerung. Gerade bei dem extremen Wind der mich problemlos das ein oder andere mal in das
vorbeifahrende Auto werfen kann. Das macht diese erste kurze Stück extrem unangenehm und nervlich
aufreibend - anstrengend ist es oben drein. Zum Glück ist der ganze Rest (außer den 2+1 Stücken die natürlich technisch nicht anders
möglich sind) zumindest in Schweden entspannter.
Je weiter nach Norden und je später der Tag um so mehr blockt das Land den Wind weg - also
das Gegenteil zu gestern. Zudem beginnt nach den vielen Feldern wie man sie sonst so kennt endlich
das warum ich hier bin: Wald, Wald und noch mehr Bäume. Auch wenn die Waldstrecken später natürlich
noch viel länger werden sind Sie hier schon eine völlig andere Liga als das was man in Deutschland
mal so als Waldstück erlebt (gemeint die Zeit bis man aus dem Wald rauskommt).
Gegen Nachmittag bin ich weit genug über dem Wirbel das es zu ordentlich Rückenwind wird. Auf der
breiten alten/alternativen E4 (die noch nach dem alten breiter Seitenstreifen Konzept anstatt
2+1 gebaut ist) liefere ich mir ein Rennen mit einem Traktor. Gerade/Bergab bin ich schneller aber
am Hügel hat der natürlich viel mehr PS. Mit einem -für Langstrecke- absolut widersinnigen Sprint
ziehe ich über einen der Hügel davon. Spaß muss sein! Vernunft bitte hinten anstellen!
Das Ziel für Heute ist Ljungby - auch wenn mir klar ist das ich damit deutlich vor dem
Zeitplan liege. Warum? Natürlich will ich meine Geschwindigkeit von 2015 halten wo dies ebenfalls
der 2te Stopp war, was auch heißt das ich den Campingplatz bereits kenne. Im Gegensatz zu fast allen
anderen Plätze heutzutage sind Zelte hier auch noch etwas was normal eingeplant ist.
(Beachte das ich 2015 morgens um 8, weil nachtfähre, gestartet bin und nicht erst um 11. Also ist es es effektiv
deutlich schneller)
Tag 3: Ab Ljungby folge ich erst mal einem Bahntrassen Radweg den es -glaube ich- 2015 noch nicht gab. Muss man ja auch mal zeigen das so was genutzt wird. Ich weiß zwar das dieser schon in kürze sich in eine Gravelstrecke wandelt. Aber es ist ja Trocken und ich habe viel Zeit. Es ist außerdem nochmal ein anderes Feeling als immer so Asphalt-Straße, aber auch ein gutes Stück langsamer insbesondere als irgendwann der Schotter doch sehr lose wird. Nach ca. 15km bin ich doch froh das es zu ende ist.
Nach Jönköping gibt es dann die ersten spürbaren Hügel und eine Überraschung an der Abfahrt: Im laufe von einigen Minuten kommt mir eine große Anzahl von Kindern diesen Hügel entgegen. Grob geschätzt eine ganze Grundschulklasse! Verändert Vätternrundan das allgemeine Verhalten in der Region gegenüber anderen Gegenden? Die ist übrigens am nächsten Wochenende als ich hier vorbeikomme.
Die Hügel beruhigen sich kurzzeitig aber vom See ist net viel zu sehen hier. Richtung Ende des Tags wird es dann wieder hügliger. Dann lerne ich das es hier einen Kanal gibt der den Vättern mit Kattegat und Ostsee verbindet. Also man könnte Queer durch Schweden auch mit dem Boot!
Und plötzlich auch eindeutig lokaler Fahrradverkehr wo ich so gar nicht damit gerechnet hätte; also wo schon 5-10km zwischen Ortschaften. Anderseits ist es hier auch oft so das man den Ort kaum bemerkt weil er sich ewig lang zieht und einzelne Häuser versteckt im Wald stehen.
Tag 4: Immer noch warm und Trocken, und heute auch ein wenig Rückenwind. Bei Laxå ärgere ich
mich erst über den doch recht grob schottrigen Weg bin dann anschließend aber froh
darüber denn das kurze Stück E20 macht so gar keinen Spaß. Hier kurz vor Örebro ist der Verkehr dann
doch sehr stark. Aber die anderen Strecken hatten halt ganz schön lange Stücken Gravel so
erinnere ich mich zumindest an die Planung. Ansonsten wird Örebro umfahren (im Gegensatz zu 2015)
und nur dahinter nochmal ein kurzes Stück dicke Straße aber mit viel weniger Verkehr. Auch hier gibts lokalen
Radverkehr und auch mal Radwege zwischen 2 Ortsteilen. Aufgefallen ist mir eine Mutter mit Kind
(auf eigenem Rad) die auf der linken(!) Seite auf einen Stück im Ort fuhren wo es keinen Radweg
gab.
Die Abweichung zu 2015 ist damit zu Ende und -natürlich- will ich mich jetzt überholen. Statt nur bis Fagesta hänge ich
etwa 40km dran. Allerdings hatte ich den Verkehr hier viel ruhiger in Erinnerung. Zudem habe ich
vor Avesta mein Abzweig verpasst und hänge auf eine stark befahren 2+1 Strecke fest.
Im Gegenzug hat man auch die Vorteile von Hauptstrecken: Es gibt gelegentlich gut ausgebaut
Rastplätze mit richtigen Klo und frischen Wasser. Das kommt bei dem 2-stelligen Straßen auch weiter
im Norden wieder vor und ist sehr willkommen. Wer kein Problem mit bissel Lärm hat könnte an so
einer Stelle sicher auch ganz gut mal Zelten. Ein oder zwei spätere Rastplätze hatten sogar kleine
Schutzhütten in die man sich einfach hätte legen können. Das Problem dabei ist nur das man schon
sehr viel Recherchieren muss um das vorher zu wissen denn ansonsten kommen diese Stellen natürlich
nie genau dann wenn man sie braucht.
Ganz am morgen habe ich übrigens kurz den ersten Reiseradler Richtung Nordkapp überholt; klar hier
ab Mittelschweden gibt’s eigentlich nur 2 Ziele: Ostseerunde oder Nordkapp. Je weniger Straßen um so
ähnlicher sind auch die Routen.
Tag 5: Routen mäßig nix zu sagen geht halt voran.
Wie gerade beschriebe Treffe ich an einer Badestelle einen Sabbatical-Reisenden der die Ostseerunde fast fertig hat (sogar inkl. Russland). Er spart sich die Campingplätze und baut sein Zelt eben z.b. an solchen Badestellen auf. Diese hier hat sogar ein Plumpsklo. Er will gerade los als ich schon fast 100km fertig hab :) Am Abend dann ein Problem mit dem Zeltplatz: das was mir meine App zeigt stellt sich beim nachlesen auf der Webseite als Caravan-Only (Kiesplatz) heraus - grml. Daher kommt dieser merkwürdige knick bei Bergsjö. Zum Glück Ostsee wo es mehr gibt auch wenn der eigentlich ebenso nur für Caravan ist. Dafür ein Plausch mit der Rezeption über das lernen von Sprache und darüber das Sie ja eigentlich mal Deutsch in der Schule gelernt hat. Kurz vor dem Campingplatz auch noch einen Radler am Wegesrand gesehen unklar ob es der gleich ist von dem ich am nächsten Morgen das Rad vor einem Zelt mitten im Wald sehe.
Tag 6: Das ich den Zeitplan nicht einhalte (unterschreite) war zu erhoffen und wird jetzt immer mehr deutlich. Daher stört dieser Bergsjö Umweg nicht so sehr und ich vermeide mehr E4 als geplant. Dafür nehme ich schmale hüglige Straßen und teils gravelige Wege.
Hinter Sundsvall daher dann meine extra lange Notfall-Option. Also weg von der Küste rein in die richtige
Einsamkeit. Auf diese Abschnitt sind mit die längsten Distanzen zwischen Orten zu überwinden. Laut meiner
Planung sind 2x über 100km zwischen zwei Lebensmittelläden. In der Realität gibt es aber noch 1-2
Micro-Läden dazwischen.
Völlig überrascht mich die Tatsache das dies bereits als Lappland gilt. Es geht Flussverläufe
langsam nach oben; entspanntes fahren. Es kommt mir eine 3er Gruppe Rennradfahrer entgegen, wobei es
so aussieht als ob Sie einen Support fahrzeug dabei haben.
Tag 7: Noch mehr von dieser Lappland Einsamkeit steht an. Aber es ist alles sehr eben und der Wind kommt von der Ostsee her und treibt mich größtenteils an. Am Abend gestern muss ich für den Zeltplatz meine geplante Strecke ein gutes Stück verlassen. Da ich was gegen zurückfahren habe schau ich auf die Karte und Folge dem Weg. Ich sehe auch die Stelle wo ich auf die Hauptstraße auf der anderen Flussseite wechseln könnte - aber warum? Ist doch gerade so schön hier - bis der Asphalt aufhört und Gravel Bereich anfängt. Klar es ist immer noch Schweden Gravel und besser als Brandenburg-Pflaster Straßen aber jetzt wo ich ungeplant auf diesem Stück unterwegs bin und keine Ahnung hab wie es weiter läuft - fühlt sich doch anders an. Ist gar nicht so weit bis zur nächsten Brückenoption fühlt sich aber doch so an. Gravel mit Anstiegen ist halt nochmal was anderes. Anschließend rollt es wieder Perfekt (Rückenwind wie schon erwähnt) ich kommen 20 Minuten vor Öffnung des Ladens im nächsten Ort an. Warten geht gar nicht! Also weiter nur 65km bis zum nächsten! Natürlich mach ich das nur weil ich sowieso noch was hab und es ja gerade so gut rollt. Und es rollt sogar noch besser als erwartet kaum 2 1/2 Stunden für das Stück. (Wo ich mit Google Maps die km nochmal nachmessen, das gilt als Hauptstraße und es wird wie blöde versucht das zu vermeiden auch mit 30km mehr - mir sind da kaum 10 Autos begegnet).
Am nächsten Laden treffe ich den Radreisenden mit dem meisten Gepäck den ich je gesehen habe. Laut Auskunft war er bereits mehrmals am Nordkapp und hat wohl schon etliches abgespult - inkl. einiger nerviger Defekt weshalb er eine halbe Fahrradwerkstatt mit sich rum fährt.
Später am Nachmittag noch was neues: In einem dieser kleinen Micro-Läden beaufsichtigt der Verkäufer
offensichtlich gleichzeitig seine Tochter und hat genug Zeit mich auszufragen wie ich den auf diese
Fahrrad-Idee kommen würde. Ich frage ihn im gegenzug wie er es den im Winter hier aushält und danke ihm das er
durch sein Leben und Arbeiten hier meine Radfahrten möglich macht.
Tag 8: Leichtes ausrollen die letzten km bis Umeå, und etwas bemerkenswertes: Ich fahre auf einer Straße auf der ich erst letztes Jahr unterwegs war, und ich werden auch in ein paar Tagen hier nochmal fahren. Langsam reicht aber immer noch nicht. Hotel einchecken geht erst ab 15:00 also etwas das ich so gar nicht kann: ‘Chillen’ auf einer Bank an dieser tollen Uferpromenade die Umeå hat. Dann noch gemütlich Paket von der Post holen (mehr dazu später) reicht immer noch net. Am Hotel treffe ich dann die ersten MSR Teilnehmer die auch Heute schon angereist sind und den ersten ‘Coffee-Ride’ gemacht haben. Selbstverständlich muss ich damit hausieren gehen das ich schon alles rauf gekurbelt bin. Was macht das alles für einen Sinn wenn man nicht mal vor gleichgesinnten damit angeben kann?
Tag 9: Tja, nach meinen -sehr auf Sicherheit- getrimmten Plan wollte ich noch unterwegs sein. Nun hänge ich halt im Hotel ab. Bzw. wir machen kurz noch einen ‘Coffee-Ride’. Soviel bekomme ich net mit weil ich irgendwie nur am labern bin. Aber Umeå scheint auch abseits der Uferpromenade noch den ein oder anderen Radweg zu haben. Aber klar - in manchen Städten geht Fahrradfahren halt nicht weils im Winter zu Kalt wird? Moment hier lag vor 8 Wochen noch Schnee - hrm wozu dann Radwege? (Sprich Ende April; Radfahren im Winter siehe das Video zu Oulu)
Auffällig für Schweden sind auch die vielen Oldtimer auf den Straßen in Form von “US-Cars” was man aus Deutschland natürlich überhaupt nicht gewöhnt ist. Wahrscheinlich sind es gar nicht sonderlich viele aber sie fallen halt aus der Rolle.
MSR
Was ist das?
Es handelt sich um ein Super-Brevet. Eine
spezielle Form des Langstreckenfahrens aber kein Rennen. Gefahren werden 1.200 km in maximal 90 Stunden.
Super heißt es wegen der Länge. Es wird nach den Regel des
LRM - LES RANDONNEURS MONDIAUX Verbands gefahren.
Kürze Brevets ohne das super folgen den Regeln des
ACP - Audax Club Parisen den man als
weltweiten Dachverband ansehen kann.
Veranstalter ist der lokale Fahrradclub der auch, hauptsächlich für einheimische, die kürzen Brevets
organisiert. Die offizielle Finisher Homologation erfolgt aber durch den LRM.
Hauptperson der Orga ist Florian der auch selbst mitfährt.
Die Teilnehmer holen sich an 12 Kontrollpunkten (eine davon geheim) auf der Route sowie am Ziel
eine Stempel im passenden Zeitrahmen ab um ihre erfolgreiche Teilnahme nachzuweisen und erhalten
eine Medaille. Die Medaille zeigt keine Platzierung sondern generell das bezwingen der Strecke. Eine
Platzierung oder Siegerehrung bit es nicht.
Die Kontrollpunkte sind größtenteils Camping/Hotels Sachen wo das normale Personal auch außerhalb
der üblichen Zeiten bleibt und/oder ergänzt durch freiwillige Helfer aus der Region. An jeder
Kontrollstelle gibt es für die Teilnehmer eine Ration und an viele die Möglichkeit sich ein
bisschen hinzulegen. Um das ganze nicht zu einer extremen Diätkur werden zu lassen ist es aber
sinnvoll noch mehr zu Essen. Entweder direkt an der Kontrolle selbst deren normales Angebot nutzen
und/oder sich in einem der wenigen Supermärkte auch für den Snack unterwegs mit z.b. Schokolade
eindecken.
Das heißt übrigens nicht das die Camping/Hotel stellen dafür bezahlt werden das sie ihre
Räumlichkeiten öffnen; mindestens dort wo ich gefragt habe macht der Eigentümer einfach so
mit.
Diese ganzen freiwilligen Helfer sind sehr wichtig für diese Veranstaltungen. Ohne die Sicherheit das
man am nächsten Kontrollpunkt etwas versorgen erhalten kann - auch um 3 uhr morgens - verändert die
Möglichkeiten des Fahrens erheblich. Ohne dies wäre es sehr viel schwerer, Sie machen diese daher
aus und überhaupt erst in dieser Form möglich: Danke!
Vergleich zu anderen Super-Brevets
Wenn man erst mal danach schaut gibt es viele dieser Events über die ganze Welt verteilt. Jedes davon hat
seine Besonderheit. Hier ist es eben das es über den Polarkreis zur Mitternachtssonne geht.
So hat jedes Event seine eigenen Herausforderungen. Ist man normales Mitteleuropa gewöhnt klingt es
hier wegen dem Wetter mit dem man rechnen muss (2022 mit runter auf 0 Grad und Schnee in den Bergen)
irgendwie schwere und anspruchsvoller. Auch die geringe Besiedlung ist ein Problem primär bezogen
auf die Frage was man macht wenn etwas schief läuft (Hungerast, Panne, Unfall, Unterkühlung
etc).
Aber es ist auch leichter als andere: Man muss in der ‘Nacht’ nicht vorsichtiger sein weil es einfach
keine gibt. Es hat sehr viel weniger Verkehr auf den man achten muss - man muss sich nicht
Krampfhaft an den rechten Rand zwängen. Es gibt nur eine (ca) Ampel auf der Strecke und das man an
den wenigen Kreuzungen mal auf jemanden warten muss kommt auch eher nicht vor. Das macht das
fahren - wenn es läuft - schneller als sonst. Zu guter Letzt sind die Straßen hier größtenteils in einem
hervorragenden Zustand weil sie gut gepflegt werden - es sei denn man trifft gerade auf diese
Pflege dann ist blöd.
Besonders mir spielen diese Vorteile in die Karten. Denn ich bin ein ziemlicher Angsthase was
Kreuzung und Kurven (besonders Kreisverkehre) angeht und verliere dort in aller Regel den Anschluss
an andere weil ich stärker abbremse. Da es hier aber viel weniger davon gibt … auch die Hügel sind
eher sanft weil starkes Gefälle mag ich auch net so.
Ich schiebe das für mich auf 2 Stürze die zwar eigentlich nicht schlimm waren aber dauerhafte
Narben hinterlassen haben. Auch vor denen war ich net so gut aber das hat net geholfen. Ich habe
auch den Eindruck das die Geometrie des Rennrads mir die Sache schwerer macht; mit meinem Reiserad
fühlen ich bei schnellen Abfahrten doch eine Spur wohler.
Schummel Gepäck
So ganz habe ich das mit der Anreise “Kraft eigener Muskel” dann doch nicht umgesetzt. Um die anderen
Anforderungen an die Ausrüstung umzusetzen habe ich mir selbst ein Paket geschickt (und auch
zurück). Durch den definiert Zeitpunkt in Umeå und das gebuchte Hotel ist das gegenüber anderen
Radreise einfacher zu planen gewesen.
Dabei ging es mir in erster Linie um eine andere Tasche. Da ich kein Camping Zeugs mitnehme für eine
Fahrt wo ich eh kaum schlafe sind zwei Taschen hinten überflüssig. Aber alles in nur eine seitliche
Tasche zu packen ist auch blöd wegen der Gewichtsverteilung. (Und natürlich sind Seitentaschen
Aerodynamisch schlechter) Daher eine Tasche die oben auf den Gepäckträger drauf kommt.
Da jetzt eh schon ein Paket im Spiel war habe ich dort einige gegf. nötige Ersatzteile, frische
Klamotten, weiteres ISO-Pulver & Riegel und frische Ketten rein gepackt. Beim zurücksenden dann auch
den Pullover, ¾ Hose und lange Socken die absehbar für die Strecke nach Süden überflüssig
waren.
Grundsätzlich habe ich aber auf der Hinreise alles dabei gehabt um -falls das Paket nicht ankommt-
ohne Probleme die Strecke bestreiten zu können.
Warum Kette?: Ich benutze gewachste Ketten (Hot-Wax) die man unterwegs nicht so gut auffrischen kann wie
zu Hause; durch das Tauschen reduzieren ich hoffentlich den Verschleiß. Allerdings sind die Kosten
für den Paket Versand (falls man nur Ketten versenden würde) doch deutlich höher als was man mit
geringerem Verschleiß sparen kann.
Post hin: Gar kein Problem adressiert an Hotel. Etwas überraschend (und zum Glück in der
DHL-Verfolgung einsehbar) wird das Paket aber grundsätzlich nicht ausgeliefert sondern muss
immer in der Filiale abgeholt werden. Abholung problemfrei auch wenn es in dem Sinne nicht an mich
adressiert war. Auch ohne Verfolgungs-Code wäre es gegangen am nächsten Tag kam ein entsprechender
Info-Brief im Hotel an und die Rezeption hat mich nach dem Coffee-Ride wiedererkannt und es mir
übergeben.
Post rück: Sehr viel komplizierter auch wenn man angibt das Paket bei nicht Zustellung vernichtet werden soll
benötigt man eine Absenderadresse - aber wie macht man das wenn man sich selbst was nach Hause
sendet? Auch ansonsten natürlich nicht der übliche Fall für Filiale daher dauert es doch eine ganze
weile letztlich dann halt wieder die Adresse vom Hotel genommen.
Los geht's
Start ist zum Sonnenuntergang - also 23:07. Das ist schon ganz schön nervig weil ich an solchen Tagen
nicht lange Schlafen kann und schon um 6 Uhr wach bin. Effektiv starte ich also bereits mit
Schlafdefizit; zwar gibt es eine schönes Haus mit Mittagsschlafoption vor dem Start aber das klappt für
mich nicht so recht.
Organisatorisch sind diese starts am Nachmittag/Abend sicher leichter und das mit dem
Sonnenuntergang macht inhaltlich hier natürlich total viel Sinn daher … hrm.
Vor dem Start übrigens ein richtiges Buffet-Essen um nochmal voll aufzuladen.
Kurz vor dem Start nochmal jede menge Stress: Die Route muss kurzfristig geändert werden weil
Bauarbeiten nicht fertig sind wie erhofft. Nervig aber auch gut: das heißt das Florian das alles im
Blick hat und auf dem Rest kein Problem droht.
Die Wetterprognose ist toll - ganz und gar nicht das was man befürchtet hat - danke Klimawandel?
Nachts nicht unter 10 Grad und Tagsüber wird 25+ vorhergesagt. Dazu Wind der sich so zu legen
scheint das man bei guten Tempo auf den ersten ¾ Rücken oder zumindest keinen Gegenwind hat.
Für Norwegen steht -natürlich- Regen im Plan aber auch nicht so viel und eben nicht kalt.
Da es nicht schadet fahre ich aber die ganze Zeit mit Unterhemd und Nachts mit Armwärmer; Beine
bleiben aber die ganze Zeit frei. Mein Pullover die extra ¾ Hose, dicke Handschuhe und das
2te paar Socken scheint dieses Jahr wie überflüssiges Gewicht - letztes Jahr wäre ich ohne erfroren.
Start sind alle gemeinsam; meiner Angsthasigkeit folgenden bin ich gleich hinten. Ich möchte
so lange wie möglich an einer Gruppe bleiben aber irgendwie ist mir das für den Start zu langsam im
hinteren Feld. Das vordere Feld ist aber schon gut abgesetzt. Ich entschließe mich etwas zu tun das
eigentlich ziemlich blöd ist: ich fahre in meinen roten Bereich um aufzuschließen.
Ein Spiel mit dem Feuer - kann ich es schaffen bevor ich einbreche? Dann bin ich schon nach 5km
kaputt. Falle ich sowieso an der nächste Kreuzung wieder ab (siehe oben)?
Gefühlt lange, praktisch wohl eher nur kurz brauche ich um mich ran zu arbeiten. Das Tempo der
Gruppe passt aber es folgt gleich das nächste Örtchen wo ich -natürlich- wieder zurückfalle. Aber
das war’s dann halt auch danach 50km zum nächsten Ort und leichte Welle: d.h. ich kann mich dran
hängen. Und jetzt geht die Post ab! Es ist wirklich die Spitzengruppe und irgendwie hat mich mein Training
wohl doch bissel stärker gemacht. Bei 6 Leuten muss man nicht so oft nach vorne so das ich
dort dann auch ca 85% Sweetspot machen kann und damit ganz klar nicht nur faul dranhänge.
So kommt es das wir zu schnell an der ersten Kontrolle sind und eine (durchaus nützliche)
Verschnaufpause von ein paar Minuten einlegen müssen. (Tatsächlich sind wir nicht zu früh,
durch die Routenänderung ist die erste Kontrolle etwas dichter als geplant, aber die minimal Zeit wurde nicht neu berechnet).
Das nächste Stück geht im gleichen Still weiter; nur leichte Wellen und keine Kreuzungen - mein
Problem ist nicht relevant - und ich kann fast normal in der Rotation mitmachen. Kurz
vor der 2ten Kontrolle scheint es aber für einige aus der Gruppe doch zu schnell zu sein - was man
auch schon vorher bei ihrer Frontarbeit merkt.
Jetzt an der 2ten bemerke ich das einer der Fahrer einen Supportfahrzeug hat - Gerd. (Ehrlich
gesagt finde ich das Level an Support für ihn hart an der Grenze was für diesen Sport ok ist.
Aber die Regel erlauben es solange es nur an den Kontrollstellen passiert). Das Team hat sich
vorgenommen das schnellste zu machen was geht und nutzen dafür “Hightech” Verpflegung für
minimiert Pausenzeiten. Trotzdem entscheidet sich Gerd auf meine normale (aber sehr hastige)
Pause zu warten damit wir zu 2t weiter können. Was ein Boost für mein Ego!
Natürlich bei 2er Rotation etwas langsamer als zuvor aber ich kann mich bei dem Ego Boost natürlich
nicht Lumpen lassen. So ballern wir 110km ohne anzuhalten (gibt halt keinen Verkehrstechnischen
Grund) durch. Tolles Gefühl aber klar ist es etwas über meinen Verhältnissen für die Distanz. Also
es laugt mich doch einiges aus. Bei der 3ten Kontrolle habe ich dann also 250km in Gruppe das dürften
gut 50km mehr sein als letztes Jahr.
Jetzt dann doch Solo: Gerd wartet nicht nochmal und ich muss bissel langsamer machen. Dank der
bisherigen vorarbeit kann ich aber noch einen neuen PB: 10h für 301km! Ich fantasiere darüber das
man ja so auch die 600km/24h Knacken kann. Aber mit Gruppe und flach ist natürlich nicht das gleiche
wie Solo und hüglig was jetzt folgt.
Überraschenderweise bin ich trotzdem als erster an der 4ten Kontrolle: Gerd hat sich irgendwo
verfahren und anschließend noch einen Platten. Dieser erste Platz hält aber nicht lange den jetzt
brauch ich doch mal richtig Pause, so verlasse ich Kontrolle erst wieder als 4ter. Auch nicht
schlimm, ist ja kein rennen, aber der Zusatz-Antrieb durch’s Ego ist damit natürlich weg. Ist
vermutlich auch besser so damit es angenehm bleibt.
Bin jetzt 15 Stunden unterwegs und halt erst Abends gestartet; wie auch letztes Jahr an der Stelle holt
mich hier der Schlafbedarf ein. Bevor ich dagegen ankämpfe lege ich mich gleich neben die
Straße um für ein paar Minuten die Augen zu entspannen. Also ich weiterfahre merke ich das es der richtig Punkt war:
den kaum 3 km weiter ist die Straße schon nass von den durchziehenden Schauern. Norwegen lässt
grüßen!
Ich erwische ein paar kurze Schauer und höhere 2-3 Blitze aber nicht schlimm. Praktischerweise bin
ich für den Hauptteil der Schauer in der nächsten Kontrolle und danach ist es nur etwas Niesel. Direkt vor
der Kontrolle decke ich mich aber mit neuen Snacks für unterwegs ein. Das klappt diesmal
(im Gegensatz zu letzten Jahr) weil ich eben schneller unterwegs bin und noch rechtzeitig vor
Ladenschluss hier aufschlage. Ist nicht so das es auf den letzten 100km irgendwas zu kaufen gab - da
war nix was irgendwie an einen Ort erinnert. Mit den neuen Snacks ist das viel besser als letztes
Jahr wo ich auf dem nächsten Stück ein echtes Loch hatte.
Schlafen oder nicht? An der 5ten Kontrolle überlege ich zu schlafen bevor es mich wie letztes
Jahr an diesen ganzen kurzen&heftigen Anstiegen auf dem nächsten Stück erwischt. Aber es findet
sich eine Ausrede und gleichzeitig eine tolle Lösung diese Stück viel angenehmer zu machen.
Zumindest für mich. Florian hat ein Problem: Sein Tretlager ist arg lädiert aber hier im
nirgendwo gibts natürlich keine Reparaturmöglichkeit. Dafür muss er weiter zur nächsten Kontrolle wo die
einzige größere Stadt auf der Route (abgesehen von Umeå) liegt: Moi i rana. Er sagt (und fragt halb)
das es toll wäre wenn ihn jemand begleitet für den Fall das es wieder klemmt und er ne 3te und
4te Hand braucht. Das ist der Aufhänger für mich denn sinnvollen Plan mit dem Schlafen aufzugeben. Zudem bin
ich so nicht allein und wir können 80km schwatzen. Für mich schön entspannt und für ihn etwas
Ablenkung von dem merkwürdigen Geräuschen und dem wabbeln seiner Kurbel. Letztlich tritt die
befürchte Verklemmung aber nicht auf.
24h und 560km jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt sich in die kuscheligen Hütten an der Kontrolle zu
legen. Ich denke kurz darüber nach das ich mit normalem fahren (Florian war natürlich etwas
langsamer unterwegs bei den flachen Stücken konnte er auch nicht aufs große Kettenblatt schalten)
ich vielleicht, ganz vielleicht, diese 600km/24h hätte schaffen können bzw. zumindest meine PB
dichter dran schieben. Aber dann hätte ich wiederum gleich ganze 750km durchhalten müssen um zur
nächsten angenehmen Schlafstelle zu gelangen. Stattdessen schlafe ich in diesem hübschen Bett das
im Event enthalten ist gleich wunderbar ein.
Ich wache kurz auf als Nachschub in der Hütte ankommt. Nochmal kurz die “Snooze” Taste im Kopf drücken
und dann geht’s weiter (Kein Wecker oder so ich schlafe halt so lange wie ich schlafe). Waren damit gut 4h das ist ordentlich für meine
Verhältnisse, natürlich nicht frisch aber es droht kein Sekundenschlaf gleich an der nächsten
Ecke.
Also weiter, in Mo nochmal an die Tankstelle und sündhaft teueren Kuchen zum Frühstück.
Jetzt der langsame anstieg zum Polarkreis (gleichzeitig Passhöhe) aber es ist diesmal halt überhaupt
nicht Polar auch jetzt am frühen morgen angenehm. Sicher nicht warm aber auch nicht kalt. Eigentlich
passiert jetzt nichts ich bin wieder erholt von dem ersten zu schnellen Stück und tretet jetzt ganz
entspannt in langstrecken Tempo vor mich hin.
Am Polarkreis Center neben dem Stempel ein paar Ansichtskarten geholt und dann gleich weiter - ok für die Abfahrt dann doch mal die Windjacke anlegen. Der 2te lange anstieg steht an. Aber seine Steigung ist so moderat das ich meine normale Leistung ganz einfach treten kann. Jetzt wo hier kein Schnee & Eis ist hört man auch das hier ein Fluss mit Wasserfall ist.
An der 8ten Kontrolle erfahre ich von der netten Rezeptionsdame das ich wohl der 6te hier bin. Das
ändert sich auch bis zum Ziel nicht mehr. Sowohl vor als auch hinter mir beträgt der Abstand immer
mindestens eine Stunde also hab ich alles für mich: Kontrollpunkte und Straßen. Gefühlt bin ich
unheimlich langsam weil ich es natürlich mit dem ersten Stück vergleiche ansonsten bin ich aber hier
jetzt so schnell wie letztes mal. D.h. die Verbesserung in der Gesamtzeit geht beruht fast exklusiv
auf dem ersten sehr schnellen Stück.
Kontrolle Nummer 9 erreiche ich wieder zu einer günstigeren Zeit also rein in den Supermarkt und 2
Tafeln Schokolade und 2 Packungen Kekse kaufen; 1/3 wird sofort verputzt der Rest ist für später.
Die 3te “Nacht” bricht an. Nachdem ich nochmal eine Tafel Schokolade reingeschoben habe schiebt mich der Zucker wieder ordentlich an. Aber was ist das? Verdammte Klima-Kleber! Mehrfach blockieren größere Gruppen von Rentieren die Straße :) Sie traben dann zwar vor mir her aber für Windschatten ist das doch bissel zu langsam.
Hab ich jetzt was falsch gemacht? Ich sehe ein Auto im Rücksspiegel - minutenlang. Ich denke
zunächst an die Supportcrew von Gerd aber die müssen doch schon fast im Ziel sein? Der Wage
überholt, Sie sind es nicht. Auf dem nächsten Hügel steht zwei Autos am Rand und zwei Männer feuern mich an.
Was ist das? Das ist ja was ganz neues (außer bei PBP natürlich) und dann hier? Mitten im nirgendwo?
Wie auch immer - das macht Laune - ich geben ihnen beim vorbeifahren ein High-Five.
Am Kontrolle Nummer 10 sehe ich die beiden wieder. Sie waren genauso überrascht wie ich - davon das
hier mitten im nirgendwo jemand so (aus ihrer Sicht) Profi-mäßig mit Fahrrad unterwegs ist. Offenbar
haben ihnen die kleinen Pfeile gereicht um die Kontrolle zu finden um sich dort erklären zu lassen
was denn hier in ihrer Gegend gerade abgeht.
Auch merkwürdig: Sie könnten gar kein Englisch - das ist man für Schweden wirklich nicht gewöhnt -
aber gut die beiden sind auch schon irgendwo 60+.
Nach diesem ungewöhnlichen Ereignis schaue ich auf den Wetterbericht: der Wind droht zu drehen. Daher
entscheide ich hier - bei fast 48h - weiterzufahren solange es geht und halt irgendwo zu schlafen.
Die 1000km werden dann (glaub ich) auch zu einem PB mit 50h; aber weit entfernt von die viel besser
klingenden 48h. Erwartungsgemäß wird es jetzt zäh - mit Schlafmangel krieg ich meine Muskel
einfach nicht in Griff. Auch die Tricks mit Koffein Tabletten und Metal auf den Ohren scheinen keine
großen erfolg mehr zu haben.
Bei einer kurzen äh Naturpause beißen mich ein paar Insekten so richtig Schmerzhaft. Vielleicht
hätte ich mehr auf die Rentier-Knochen achten sollen die hier liegen und gleich das weite suche?
Natürlich ist nur 5 Minuten weiter ein richtiger Rastplatz ganz ohne Insekten …
Erwartungsgemäß findet sich auf diesem Stück die geheim Kontrolle (die digitale Version der
Stempelkarte hat es angedeutet) unklar war halt nur wo genau. Die beiden hier leisten das meiste:
Das hier ist nur Bank und ein einfacher Unterstand (und ihr Auto) wo sie fast 2 Tagen warten um
gelegentlich mal Stempel und Würstchen zu verteilen.
Der Wind hat wie angekündigt gedreht, etwa die letzten 150km macht er jetzt also nochmal Ärger
nachdem er anfangs gut geschoben hat (auch ein Grund für die 10h) und sich dann dezent zurück
gehalten hatte. An Kontrolle 11 gibt es wieder das Palt - frisch
vom Grill - auch ein Grund warum ich nochmal mitmache! Nach einem gescheiterten Schlafversuch auf einer
Bank irgendwo an der Straße lege ich mich hier nochmal kurz richtig in eine der Hütten. Aber die
letzte Etappe wird noch zäher, ich muss noch ein paar Pausen für Powernaps machen. Ein Eis hilft
auch nicht so recht und dann bestraft das Wetter mein ganze schlafen noch: Etwa 20km vorm Ziel setzt
richtiger Regen ein, diesmal so das ich auch Regenhose brauche damit die Schuhe nicht nass
werden.
Letztlich brauche ich für die letzten ca. 200km dann ganze 13h - also deutlich langsamer als die ersten 300!
Done: 63 Stunden 15 Minuten; also auch die letzte hübsche Zahl (unter 60h) noch verfehlt obwohl es zwischendurch zumindest theoretisch möglich gewesen wäre. Aber nach 1000km kann ich 200 halt doch nicht so fahren wie diese bei einem frische Start täte. Woran das wohl liegen mag?
Rückreise
Ankunft vom MSR war am frühen Nachmittag. Im Gegensatz zur Hinreise gab es keinen terminlichen Grund für einen Ruhetag und so geht es gleich am nächsten Tag weiter. Allerdings erst um 12 Uhr und sehr gemütlich - also doch irgendwie ein Ruhetag. Vorgenommen waren zwar unter 100km aber mit Zeltplatz und so wurden es letztlich doch mehr. Im Grunde wäre ich auch schon um kurz nach 10 Uhr los aber das rücksenden des Pakets dauert länger als erwartet weil die Postfiliale erst um 12 Uhr öffnete.
Tag 2: Nach dem lockeren Tag jetzt wieder richtig los. Es muss mehr geschafft werden als auf der Hinreise wenn ich die ganz lange Strecke absolvieren will. Das jetzt viel mehr Hügel kommen hilft net und der Wind scheint mir in auch (meist) nicht gewogen - aber das denkt man ja eh immer.
Erstmal ein bisschen E4 inkl. der Högakustenbron. Bei meiner Tour zum Nordkapp hatte ich die aufgrund der aussage (“geht aber nicht angenehm”) noch ad-hoc umfahren (was eigentlich nicht länger ist). Aber diesmal wollte ich Sie mir anschauen; trotz starken Windes für den ich mir eigentlich bei der Planung eine Umfahrungs-Strecke notiert habe … Und ja der Wind ist Stark. Besonders an diesen Pfeiler sehr überraschend haut er mich aus der Bahn. Mit einem LKW in dem Moment wäre das sehr knapp geworden. Aber letztlich ist es früh an dem wichtigsten Feiertag für Schweden (Midsommar am WE nachdem es tatsächlich passiert) - ergo 0,0 Verkehr auf der Brücke und überhaupt nicht unangenehmen. (Gilt auch für die anderen E4 Stücken an dem Tag).
Zum Nachmittag hin nochmal durch viel Stadt (Sundsvall) bevor es ins Hinterland und die große
Einsamkeit geht. So “einiges” los an Reiseradler hier insgesamt 3 (1 + 2er) im Gegenverkehr.
Am Ende des Tages endlich mal wieder ein Zeltplatz mit geringem Preis für Radfahrer blöderweise aber
ohne Rezeption daher nur SMS Klärung kein Schlüssel für Sanitär. Muss ich also andere Gäste fragen
bzw. darauf hoffen das gerade einer andere rein will. Erstaunlicherweise klappt das am nächsten
morgen auch um kurz vor 5 Uhr wo man sonst um die Zeit doch alleine wach ist.
Tag 3 Im Nirgendwo: Das Stück ist jetzt wirklich einsam erkennbar daran das auch die Hauptstrecke nur noch Schotterweg ist - und das schon ziemlich lange. Wenn es so weit zwischen den Ort fährt geht irgendwie das Gefühl für Zeit & Entfernung etwas zurück was positiv ist! Nicht nach nur 5 km am nächsten Ort sondern jau schon wieder 50 km am nächsten Ort.
Zwischendurch kommen mir gefühlte 500 Wohnwagen entgegen -wirklich nur entgegen keiner in meiner
Richtung. Am Nachmittag aber dann doch noch was: Ich überholen einen quasi einheimischen (Norweger)
Reiseradler in der hügligen Landschaft.
Heute mal früher Schluss machen - so der Plan - in dem Ski-Ort gibt es einen großen Campingplatz. Aber die
rufen einen neuen Preisrekord auf das ist mir (Heute) noch zu viel, auf der Karte ist noch was wages
eingezeichnet. Das stellt sich dann aber als wirklich Wage heraus: Hätte man vorher buchen müssen
und k.a. wie das jetzt geht. Also einfach so weiter noch schnell die Flasche am Fluss auffüllen denk
ich mir. Huch! bissel schwungvoll ausgespült und die Flasche entgleitet mir, nicht weit weg aber halt
im Fluss mir sichtbarer Strömung. Flasche weg und Plastik in der Umwelt gelassen. Sry Schweden!
Bleibt noch das Problem mit schlafen; Wild-Campen ist nicht so meins. Im Prinzip ginge das hier
überall direkt an der Straße fährt ja eh keiner aber ich kann mich net entscheiden. Und dann steht
da plötzlich ein abgenutzte Blockhaus an der Straße - ich schaue einfach mal: Tür ist einfach offen
innen drin etwas modrig aber Holzbetten und ein Nebengebäude mit Plumpsklo gibt es auch! Viel
günstiger also. (Ich habs doch glatt geschafft zu vergessen ein Bild zu machen)
Tag 4 Auf nach Norwegen: So richtig schlafen kann ich in der Hütte dann aber doch nicht. Keine Ahnung
warum und mein Wasser ist ja auch immer noch knapp. Also sehr früh los im nächsten Ort gibt es dann
eine Friedhof für Wasserauffüllen ohne Verlust Gefahr. Aber jetzt halt erst mal nur 1L muss
ich irgendwo heute eine neue Flasche kaufen. Außerdem ist ausnahmsweise richtig kühl hier bei doch ein paar
Meter in der Höhe.
Kaum ein paar Stunden in Norwegen holt einen die deutsche Geschichte wieder ein - südlich von Elverum
eine Gedenktafel zum Überfall auf Norwegen.
Richtung Oslo wird es natürlich jetzt wieder sehr viel dichter besiedelt und im Großraum Oslo gibt
es -für meine Strecke- auch jede Menge gut (aber nicht tolle) Radwege bis in die Innenstadt. Mit den
vielen Hügel und den erstmals jetzt einsetzenden richtigen Regen (Halt Norwegen!) macht es aber
keinen Spaß. Insgesamt ist die ganze Strecke bisher schneller als erwartet aber trotzdem ist
es jetzt als ich in der Innenstadt am Hafen bin spät und es regnet. Keine Lust noch irgendwie
wenigsten ein bisschen die Stadt anzuschauen sondern weiter zum nahegelegen Zeltplatz. Böses
erwachen dort: was mir gestern zu Teuer war wirkt heute im Vergleich unheimlich billig.
Dieser Campingplatz in Oslo, ja liegt natürlich in der Stadt, aber diese Monopol wird hier gnadenlos
mit Wucher Preis für miese Qualität: Steinige Zeltwiese, nicht gemäht und hässliche Sanitäranlage. Da
es ohne irgendwas direkt an den Park grenzt ist fast so als ob ich mein Zelt direkt irgendwo Wild in
einem Park gestellt hätte (was ich auch zwischendurch gesehen hab).
Tag 5 Regen und Fjorde: Auch die Strecke aus Oslo raus hat erst mal Radwege (Ungewöhnlich: der Radweg teils sogar explizit als parallel Strecke mit der Nummer der Autobahn beschriftet). Wo sie aufhört wird es dann aber schon nervig die Straße ist eng und nach langer Zeit in einsamen Gegenden fühlt Sie sich stark befahren an.
Bis kurz hinter der schwedischen Grenze ist natürlich Regen. Nicht viel mehr zu sagen einfach nur Distanz nach Göteborg abarbeiten. Und nochmal tief in die Tasche greifen für Campingplatz.
Tag 6: Nach nochmal einem etwas dünner besiedelten Gebiet ist aber jetzt alles normales
Mitteleuropa mit regelmäßig Dörfer und ordentlich Autoverkehr. Und die ganzen sonstigen Nachteile:
Ein dunkler Tunnel unter der Autobahn in Göteborg ich fahre natürlich brav auf dem Radweg - ganz
blöd weil offenbar jede menge Glasscherben da! Also Panne am 19ten Tagen; ich bin mir nicht sicher ob
die Tubeless-Dichtmilch schon verbraucht ist von was anderem oder ob sie beim einfüllen irgendwie
schon schlecht war nach nem knappen Jahr im Regal - jedenfalls hats nichts geholfen. Ich komme in dem
moment leider nicht auf die Idee es erst mal mit meiner mitgeführten Dichtmilch nachfüllflasche zu
probieren - also Schlauch rein.
Sieht so aus als ob Göteborg mich nicht mag - letztes Jahr muss hier irgendwo der Riss im Unterrohr
aufgetaucht sein.
Zum Abend hin ist der Campingplatz wieder teuer aber jetzt bin ich ja abgehärtet - dafür ein anderes Problem: Die Rezeption ist geschlossen. Hrm ich schau auf der Karte da ist etwas als Schutzhütte eingetragen zwar für Wanderer aber das wird doch wohl auch gehen? Also weiter - über den letzten Berg der sich hier überraschend Quer durch die Landschaft legt, in dieser Bergkette dann auch besagte Hütte gefunden. Aber: In dem Internet Eintrag stand nix davon das det hier eine Semi-Bewirtschafte Wanderhütte ist die man -für große Gruppen- hätten mieten müssen. Aber es ist keiner da und es gibt einen Wasserhahn außen. Also nochmal ‘Wild’ vor der Hütte am Feuerplatz (ohne Feuer) Zelt aufschlagen klappt gut - aber das Klo fehlt mir trotzdem.
Tag 7 Fährfahrten: Schweden ist damit schon rum. Die Helsingborg Fähre ist so schnell organisiert und fährt so häufig - offenbar auch massiv für Pendler genutzt - das es einfach drüber flutscht. Nichtmal zeit wie geplant auf der Fähre bissel was zu Essen.
Großraum Kopenhagen ist das was man erwartet viel Radweg und auch viel Radverkehr (auch etwas das
wie ein Fahrrad-Schulbus wirkt). Als die tolle Stadt für Radfahrer fühlt es sich aber dann doch net an.
Das was ich an Radwegen erwische ist meist auch wieder eng und nicht im besten Zustand. Das man
alles indirekt links abbiegen muss nervt.
Und sobald man aus dem Stadtgebiet raus ist wird es
viel viel schlimmer als man es gewöhnt ist. Diese 25 cm neben der weißen Linie rechts sind doch
teils tatsächlich mit Radsymbol gekennzeichnet. Und offenbar nimmt 80% des PKW Verkehrs das auch als
extra Spur war und versucht gar nicht erst einen Überholvorgang anzudeuten. Wenn ich eine Top-Liste
von unangenehmen Straßen aufstellen würde wäre diese hier sicher oben dabei. Nur weil der meiste
Verkehr auf der parallelen Autobahn läuft hält man es wohl überhaut aus.
Das nächste Problem sind die Toiletten: Zwar gibt es welche aber die sind hier ganz toll mit SMS
verschlossen - also da steht ne Nummer an die man SMS senden soll. Klappt natürlich nicht weil
Ländervorwahl und auch Ortsvorwahl fehlt. Also 5 Minuten vor der Tür ärgern SMS an wer-weiß-wen
gesendet und dann doch in Wald gehen - tolle Technik!
Immerhin sehe ich heute die meisten Reiseradler entgegen kommen - trotz des nervigen Autoverkehrs
hier. Ist halt eine Strecke die direkter nicht geht und nicht viel alternativ wenn man aus Richtung
Rostock oder Fehrmarn kommt und nach Kopenhagen oder weiter nördlich will.
Dafür das hier so viele Reiseradler unterwegs sind wirkt auch die Ausschilderung am Hafen nicht besonders hilfreich; ich irre etwas herum und bin letztlich froh das Dänemark so schnell hinter mir liegt. Das All-you-can-eat Buffet auf der Fähre kann ich jetzt aber so richtig schröpfen :).
Tag 8 Abschluss: Vom Morgen an ist eigentlich klar das ich jetzt nicht nochmal Stoppe. Die frage ist nur
ob ich es vor Mitternacht (also in 21 Tagen) oder erst danach schaffe. Der Tag gibt sich alle mühe
das es nicht klappt: noch eine Panne am Hinterrad. Diesmal versuche ich es aber mit der Dichtmilch
in den Schlauch und schau an: es funktioniert (und hält auch danach).
Nochmal etwas Regen, wechselnder Wind (aber letztlich wohl doch eher Rücken) und dann letztlich doch
Erschöpfung und Müdigkeit sind das was vom Tag hängenbleibt. Das fahren ist ja einfach nur
Deutschland nix was auffällt. Als es endlich aussieht das Mitternacht klappen kann haut sich auch
noch ein Baustelle rein die man dann wohl doch besser umfahren hätte - auch wenn ich nicht bemerkt
habe wo das eigentlich gedacht war.
Am Ende passiert was ganz merkwürdiges: Plötzlich ist es Dunkel. Was’n hier kaputt :) Autos blenden
und Nebel beschlägt die Brille. Aber die letzte Schokolade füllt den Zuckerspiegel auf und es
rollt sich schnell und ohne Probleme die letzten Km. Das ich fast genau um Mitternacht hier ankomme war
natürlich von Anfang an so geplant!
Fazit: Also ja es geht auch mit dem Randonneur-Rad als Urlaub mit Zelt. Aber wie schon erwartet
sind 3 Wochen irgendwie zu viel. Kein Tag ist eine ‘Schinderei’ aber die Erschöpfung kumuliert sich
halt doch irgendwie. Ich brauche mal Pause - mal wieder was anderes als nur Kurbeln, Essen und
Schlafen.
In Summe hätte das Wetter auch nicht besser sein können. Regen an insgesamt 3 Tagen aber auch kein
Dauerregen. Immer ausreichend warm aber auch nicht elendig heiß.
Statistiken
Ich mag Zahlen hier also jede Menge sinnlose Werte.
Tage | Distanz | Höhenmeter | Schnitt | Schnitt Total | Schnitt Watt | Kalorien | |
Hin | 8 | 1729 km => 216 km/d | 9177 m | 25 km/h | 9,0 km/h | 174 | 36064 |
Ruhe | 1 1/2 | 27 km | |||||
MSR | 3 (63:13) | 1222 km | 7882 m | 27,1 km/h | 19,4 km/h | 163 | 23415 |
Rück | 8 | 2069 km => 258 km/d | 14054 m | 23,8 km/h | 10,7 km/h | 166 | 43012 |
Gesamt | 21 | 5048 km => 240 km/d | 31234 m | 24,2 km/h | 10,1 km/h | 165 | 104326 |
---|
- Gesamte Fahrzeit: 202h
- Schnitt Total: Inkl Schlafpausen
- Höhe Laut Wahoo. Manche sagen das die typischerweise zu weniger zählen
- Den Montag mit 23:07 start als 1/2 Ruhetag gezählt
- Watt Schnitt rechnet nur die aktive Pedalierzeit kein Rollen etc.
- In der Gesamt-Summe bleib ich damit hinter meinem bisherigen Rekord von 2018 mit 252 km/d
Min/Max Werte für alle normalen Reisetage. Also ohne MSR, Ruhetag letzten Hintag (82 km) und ersten Rücktag (129 km).
bester | schlechtester | |
Distanz | 367 km | 186 km |
---|---|---|
Fahrzeit | 14:40 h | 7:44 h |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 26,1 km/h | 22,8 km/h |
Höhenmeter | 897 m | 2868 m |
Kosten
- 3x Hotel: je ~1.000SEK
- 12x Camping-Platz: von 9€ bis 43€
- 3x Durchgemacht/Powernap
- 2x Zelt Wild
- Summe: 520 €
- Essen: 520 €
- Sonstiges: 287 €
- Fähren: 84 €
- Verschleiß: 1.262 € (Schätzung mit 0,25€/km die ich anpeile z.Z. bin ich real bei 0,29€/km)
Di2 Schaltvorgänge während der Fahrt: Kettenblatt 909x und Ritzelpaket 21950x.
Wie lange hält der Akku? Vor den 9 Tage Rückfahrt habe ich vollgeladen danach war er bei 60% mit
8247x Hinten. und 526x Vorne
Packliste
1)Nicht während MSR 2)Nicht auf Rückreise
- Fahrrad Kocmo Custom mit Ultegra 11-Fach Di2; 29/34mm Nextie-Felgen.
- Taschen
- Taschen hinten (Vaude) 1)
- Rahmen Tasche mit Handyhalterung
- Ortlieb Drybag Ultralight 13 Liter 1)
- Kleine Lenkertasche
- Ortlieb Gepäckträger Box 1)(aus Paket)
- Satteltasche ca 1,5l 1)(aus Paket)
- 3x Hardcase Boxen für Kleinteile
- Stoffbeutel für Einkäufe (von BMB)
- Tüten zum Organisieren von Zeugs
- Klicta Notständer (nicht wirklich praktisch; selten verwendet)
- Schlafen 1)
- Zelt Vaude Tokee Ultralight
- Schlafsack Cumulus Quilt 15
- Isomatte Exped Down Mate Light
- Kopfkissen zum ausstopfe
- Kurze Hose & T-Shirt
- Schlafmaske
- Moskitonetz für Kopf (bisher nie nötig aber wiegt nix)
- Notfall-Patches für Zelt & Isomatte
- Zum Anziehen
- 2x Trikot
- 2x Radhose (Bib & Kurz)
- Schuhe (Lake)
- Armlinge
- Beinlinge
- Pullover 2)
- Buff
- Unterhemd
- ¾ Hose 2)
- 3x Socken; 2x Normal 1x2) Warm & Extra Lang
- Taschentuch
- Fahrradhandschuhe
- Regenhandschuhe (Warm)
- Überschuhe (Warm)
- Windjacke
- Regenjacke
- Regenhose
- Casquette (Fahrrad Cap)
- Waschtasche
- Zahnbürste & Co; Mundwasser (klein)1)
- Nassrasierer1)
- Asos Chamois
- Asos Skin Repair
- Antiinsekten Spray
- Sonnecreme
- Klopapier
- Mini-Handtuch1)
- Universal Waschmittel (Dusche & Klamotten)1)
- Brillenreiniger1)
- Reiseapotheke
- Pflaster & Co.
- Blasenpfaster
- Aciclovir
- Hydrocortison
- Wasserentkeimungstabletten
- Salben: Gelenke & Nacken1)
- Insektenstich & Sonnenbrandgel (2 in 1)
- 3x Flasche am Rad (Die 3te nur manchmal befüllt)
- Spork (Löffel und Gabel)
- Dokumentenbeutel, Stift
- Smartphone + Backup Smartphone1)
- Ladegerät, Ersatz USB Kabel
- Powerbank 1)
- Stirnlampe (bissel überflüssig weil nie dunkel :))
- Wahoo Element Bolt + Sensoren
- Werkzeug & Co
- Multitool
- Reifenheber
- Leatherman
- 2x Ersatzschlauch; 1x Ultralight TPU
- Fett
- Flickzeug
- Gewebeklebeband
- Flüssigwachs
- Luftpumpe
- Ersatzteile: Brems-Pads; Speichen; Di2-Kabel; Schnürsenkel 1)
- Di2 & Favero Ladegerät 1)
- Mirkofasertuch 1)
- Ersatz Front & Rückleuchte; Frontlechte ist auch Mini-Powerbank
- Dextro Getränkepulver (beim MSR in der 3ten Flasche)
- Recovery Pulver + Multivitamin Tabletten1)
- 2x Powerbar (je Packtasche eins) + Gel als Notreserve
Gewicht Rad ca. 10,3kg (+/- 0,5kg je nach aktuellen Reifen etc pp)
Gewicht Gepäck inkl Taschen: 15kg bei Ankunft ca. 1,5kg weniger.